Was ist der Honig wert? oder Was kostet ein Glas Honig?
Kleiner Tipp! Bevor Sie anfangen zu lesen machen Sie sich einen Tee, natürlich mit Honig. Es könnte etwas länger dauern, aber ich verspreche Ihnen es lohnt sich.
(Honig erst bei Trinktemperatur ins Heissgetränk geben - nicht über 40°C - um nicht die wertvollen Inhaltsstoffe zu zerstören.)
Was ist der Honig wert? oder Was kostet das Glas Honig?
Letztere eine häufig gestellte Frage der Interessenten an unserem Produkt. Zu dem eine berechtige und wichtige Frage bevor man etwas kauft.
Da könnte man als Verkäufer sagen: „Gib das was es Dir Wert ist.“ Eventuell noch mit der Ergänzung: „… was es Dir Wert ist in den Erhalt unserer Umwelt zu investieren.“ In diesem aktuellen Beispiel bedeutet das eine Unterstützung der Bienenhaltung, denn ohne die Pflege des Imkers ist unsere Honigbiene nicht mehr Überlebensfähig und somit die Artenvielfalt in unserer Heimat gefährdet.
Als Imker habe ich einen fairen und transparenten Preisspiegel und beantworte ich auch gern persönlich die Preis-Frage zu meinem Qualitätsprodukt.
Ein Preis, den ich als angemessen und gerechtfertigt für dieses Nahrungs- und Genussmittel betrachte. Ein Preis hinter dem ich stehe!
Aber wie kommt der genannte Preis bei den Kunden an?
Da gibt es Kunden, die noch an den alten verkrusteten Preisen ihrer gleichaltrigen Honiglieferanten aus vergangenen Jahrzehnten hängen oder jene, die im Discounter Ihre Produkte kaufen, speziell erst wenn auf den roten Flyern „im Angebot“ steht.
Generell ist es ein sehr komplexes Thema und kann auf verschiedene Weise und aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet werden, ohne irgendjemanden für seine Entscheidung zu verurteilen, die er aus seiner Gesichtspunkten getroffen hat.
Aber ich möchte hier zum Nachdenken anregen und den einen oder anderen Genießer auf den richtigen Weg bringen, denn auch bei mir hat ein Umdenken stattgefunden.
Die Preise vieler Produkte ändern sich im Laufe der Zeit und meist nur in eine Richtung.
Der Großteil unserer Bevölkerung steht straff im Leben und muss mit den mehr oder weniger verfügbaren Mitteln täglich mit dem Alltag kämpfen.
Aber für ein Glas guten Honig sollte das Haushaltsgeld reichen. Was kostet eigentlich eine Schachtel Zigaretten und wie lange hält die?
Beim Honig hat man etwas Gutes für sich und die Umwelt getan, bei der Zigarette … .
Für jeden Honig gibt es einen Kunden und das bezieht sich nicht nur auf die verschiedenen Geschmackskompositionen, die durch die Blütentracht in Form des bienenbegehrten Nektars im Laufe des Jahres durch unsere fliegenden Erntehelfer „produziert“ wird, sondern in diesem Fall auf den Preis.
Diese, mit mit viel Fleiß gewonnene Naturkost sollte nicht auf der gleichen Ebene mit den Honig-Produkten im billigeren Preissegment der Discounter stehen.
Was nicht heißen soll, dass ein spezieller Preis auch etwas mit einer entsprechenden Qualität zu tun hat.
Aber hier ist Selbstbewusstsein gefragt. Wir sind Imker und haben ein tolles Produkt!
Der Unterschied von uns Hobby-Imkern zum Discounter liegt auf jedem Fall in der Zusammensetzung und Herkunft unseres gleichlautenden Produktes, welches beim großen Händler durch den Wortlaut „Mischung von Honigen aus EU- und nicht EU-Ländern“ ergänzt wird.
Es muss ja nicht jeder ein Freund von Regionalität sein, wobei dieser Slogan „Aus der Region“ immer beliebter wird und langsam zum Umdenken anregt.
Wer die Region stärkt, stärkt auch sich und sein Umfeld.
Mit natürlichem Menschenverstand betrachtet, kann ein Imker nicht den Preis wie ein Supermarkt anbieten. Den Arbeitseinsatz kann man schwer in Zahlen fassen, es ist ein Hobby, keine Arbeit, dementsprechend gibt es keinen Lohn/Gehalt.
Einige Freunde der Bienenhaltung haben sich scheinbar an den großen Markt orientiert und verramschen ihr tolles Produkt. Vielleicht auch geschuldet an den rekordverdächtigen Mengen die so mancher Imker erzielt und dann Druck hat seine Ware unters Volk zu bringen.
Zudem sollte auch erwähnt werden, dass die imkerlichen Tätigkeiten auch mit körperlicher Anstrengung verbunden sind. So mancher Kollege klagt über „Rücken“.
Ist das dann noch ein Hobby oder schon stress - die Frage muss sich jeder selber stellen.
Viele Imker betreiben die Honigerzeugung als Hobby und da kommen eigentlich nicht diese Mengen Zustande, wie Sie in Großkonzernen umgesetzt werden, die den Aufwand anders umlegen können.
Den Honigertrag kann kein Imker genau voraussagen, da jedes Bienenjahr anders verläuft. Aber man kann die Völkerzahl regulieren um einen bestimmten Ertrag zu erzielen, der sich auch vernünftig Händeln lässt.
So mancher erfahrener Imker stand schon im Frühjahr vor leeren Bienenstöcken mit traurigen Verlusten, die Bienen haben den Winter aus unterschiedlichen Gründen nicht überlebt, da können Reserven nicht schaden. Die im Frühjahr am häufigsten gestellte Frage: „Wie viele Völker haben überlebt? ". Es ist immer spannend, wenn die ersten Sonnenstrahlen den Bienenstock erwärmen und die Flugtage beginnen.
Wir Imker gehören zur Gruppe der Land- und Forstwirte und das hat auch immer etwas mit Glück zu tun. Das Wetter hat einen großen Einfluss darauf, ob es ein gutes Bienenjahr wird. Das Jahr 2017 hat nicht nur die Obstbauern getroffen. Der Frost hatte einen Großteil der Blüten zerstört. Keine Blüten bedeutet keinen Nektar für die Bienen, heißt weniger Bienenhonig in den Gläsern.
Ein guter Honigertrag bzw. ein guter Preis bedeuten gute Umsätze und ein großer Anteil dieser Gelder kann wieder in die Imkerei investiert werden und sichert das Überleben dieser Insektenart.
Abgesehen von der Grundinvestition zu Beginn dieses Hobbys, wie die Realisierung separater Material- und Honiglager, Schleuderraum und Werkstatteinrichtung, sind ständig weitere Investitionen erforderlich. Reparaturen und Verbesserungen an Räumlichkeiten und Imkerwerkzeug sowie Erweiterungen am Bienenstand.
Die Imkerei ist eben auch eine logistische Herausforderung, man braucht Platz für die unterschiedlichsten Arbeiten im Zusammenhang mit den Bienen.
Zum Thema Hobby möchte einen Teil aus Wikipedia zitieren:
Ein Hobby ist eine Freizeitbeschäftigung, die der Ausübende freiwillig und regelmäßig betreibt, die dem eigenen Vergnügen oder der Entspannung dient und zum eigenen Selbstbild beiträgt, also einen Teil seiner Identität darstellt. Das Hobby erwirtschaftet kein Einkommen und ist kein Beruf.
Das Betreiben eines Hobbys hat oft entspannende oder sonstige nützliche therapeutische Nebenwirkungen. Dem kann ich nur zustimmen.
Quelle: Hobby, Wikimedia Foundation Inc., https://de.wikipedia.org/wiki/Hobby, Abruf am 20.10.2017
Vor einigen Jahren war ich selbst noch ein Honig-im-Discounter-kaufen-Kunde.
Nach dem ich dann begann mich mit dem Thema Bienen zu beschäftigten stieg meine Wertschätzung dem Honig gegenüber. Und so durchlebte ich eine Metamorphose. Wie die Biene vom Ei über Made zur Puppe bis hin zur Königin, Arbeiterin oder Drohne, so entwickelte ich mich vom Honig-im Discounter-kaufen zum Honig-beim-Imker-kaufen-Kunde und hatte dabei ein gutes Gefühl.
Aber das reichte mir nicht, ich wollte noch mehr „Gefühl“! Und so entschloss ich mich selber Imker zu werden und mit dieser faszinierenden Spezies eine ARGE zu bilden.
Dieser Schritt mußte wohl überlegt sein und wurde mit der ganzen Familie abgesprochen.
Die Bienenhaltung erfordert ein umfangreiches Fachwissen, man benötigt Platz und Zeit und da war noch was – ach, ein wenig Startkapital. Man könnte auch sagen die Finanzmittel für den Sommerurlaub der 4-Köpfigen Familie wurden für Imkerei geopfert.
Und da liegt die Betonung auf Start.
Im Zuge der Imkerei fallen weitere Investitionen an, die wie schon erwähnten Reparaturen, Erweiterungen, Kauf von Verpackungsprodukten, Beiträge zu Vereinen und Fahrtkosten.
Die Imkerei ist nicht nur für mich persönlich, sondern auch für die ganze Familie, im Bezug auf das umfangreiche Natur-Wissen und gemeinsame Arbeiten bei den Bienen, eine Bereicherung.
Eine Imkerei im Hobbybereich kann von einer Person gehändelt werden. Aber in der Gemeinschaft macht es eben mehr Spaß.
Gemeinsame Zeit beim Honigschleudern, Reinigung der Gläser, Deckel und Gerätschaften, polieren der Honigschleuder und das manchmal bis spät in die Nacht.
Zu guter Letzt, das Abfüllen des Honigs in die Gläser und das Gütesiegel, unser selbst entworfenes Etikett anbringen. Geschafft!
Mit einem Gläschen Honigwein wird am Ende des Tages stolz das Flüssige Gold in den Gläser bestaunt mit dem Fazit: das war die Mühe wert.
Und nun? Jetzt steht er da, der Honig, das „Geschenk der Natur“ und wartet auf Sie, den Honig-beim-Imker-kaufen-Kunde!
Teilen Sie mit mir die Faszination zu diesem einzigartigen naturbelassenen Produkt und tauchen ein in die vielfältigen Geschmackskompositionen, die jeden Honig einzigartig machen.
Und, auf den Geschmack gekommen? Jetzt liegt es an Ihnen.
Sie müssen nur noch zu Ihrem Imker des Vertrauens gehen, geben Sie Ihm, was es Ihm und Ihnen Wert ist.
Mit dem Kauf eines Honigglases geben Sie Ihm Ihre Wertschätzung und bekommen nicht nur ein tolles Produkt sonder auch noch ein zufriedenes Lächeln.
Ich freue mich auf Ihren Besuch.
Ihr Imker
Enrico Winkler
PS: Ich möchte nicht die Welt verbessern, sondern zum Nach- bzw. Umdenken anregen, denn wir haben es hier mit einem der letzten naturbelassenen Produkte zu tun und das sollten wir Wertschätzen.
Ich hoffe Sie hatten Spaß beim Lesen und ich konnte Sie gut und informativ unterhalten. Lassen Sie sich meine Worte auf der Zunge zergehen … .